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Die Rhizomorphen von Gastrosporium simplex und einige Gedanken zur systematischen Stellung der Gastrosporiaceae (Hymenomycetes, Basidiomycota)
Author(s) -
Iosifidou P.,
Agerer R.
Publication year - 2002
Publication title -
feddes repertorium
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.24
H-Index - 25
eISSN - 1522-239X
pISSN - 0014-8962
DOI - 10.1002/1522-239x(200205)113:1/2<11::aid-fedr11>3.0.co;2-b
Subject(s) - philosophy , art
Die Fruchtkörper und Rhizomorphen von Gastrosporium simplex werden detailliert beschrieben. Die Rhizomorphen sind charakterisiert durch ampullenförmige Anschwellungen an den Septen innerer Hyphen, durch das Fehlen von gefäßartigen Hyphen mit sich auflösenden Septen, durch eine auffällige gelatinöse Matrix und einer dicken und dichten Lage von sternförmig zusammengesetzten Kristallen, sowie an Hand ballonförmiger, terminaler Hyphenzellen der Rhizomophenoberfläche. Besonders die ampullenförmig aufgetriebenen Hyphen sind von Bedeutung, da Rhizomorphen mit solchen Hyphen innerhalb der Hymenomycetes nicht weit verbreitet sind. Sie kommen offensichtlich generell in den nahe verwandten Ordnungen Gomphales, Geastrales und Gautieriales vor und sind wahrscheinlich auch für die Phallales charakteristisch sowie für die Gattungen Hydnum, Kavinia und für einige Arten der Gattungen Phlebiella und Trechispora . All diese Gruppen werden mit Gastrosporium simplex verglichen. Wir schließen, dass die Gastrosporiaceae wahrscheinlich einerseits mit dem Ordnungskomplex ‘Gomphales‐Geastrales‐Gautieriales’ und andererseits mit den Phallales verwandt sind. Aber wahrscheinlicher ist sogar eine nähere Verwandtschaft mit den Gattungen Ramaricium, Kavinia, Phlebiella und Trechispora . Denn Gastrosporium simplex bildet weder Acantho‐Oleocystiden oder Acantho‐Oleohyphen, die von sehr dünnwandigen, rundlichen, mit gelbem Inhalt gefüllten Zel‐len begleitet werden – diese Merkmalskombination ist kennzeichnend für den Komplex ‘Gomphales‐Geastrales‐Gautieriales’ – noch formen sie in blasenförmigen Zellen die für Phallales bekannten, zusammengesetzten Kristalle. Die Unterschiede in der Glebaontogenie im Vergleich zu den Phallales rechtfertigt eine separate Ordnung Gastrosporiales. Eine Beziehung zu den Lycoperdales kann schon hinsichtlich der vollkommen abweichenden Glebaontogenie ausgeschlossen werden, aber auch wegen der grundsätzlich andersartigen Ontogenie der Rhizomorphen. Im Gegensatz zu den Gastrosporiales sind die Lycoperdales nämlich durch so genannte agaricoide Rhizomorphen gekennzeichnet, die dicke, gefäßartige Hyphen aufweisen, wie sie auch für die ihnen verwandten Gattungen Agaricus, Macrolepiota und Bovista kennzeichnend sind.