Trichoteiromanie

Zusammenfassung Hintergrund: Unter den physikalischen Schädigungen der Haare, die akzidentell, durch kosmetische Maßnahmen oder durch den Patienten selbst verursacht werden, stellt die Trichotillomanie die häufigste selbst induzierte Form dar. Seltener ist die Trichotemnomanie, bei der die Haare vorsätzlich abgeschnitten werden. Für eine weitere Variante des selbstzugefügten Haarverlustes, bei dem es durch Scheuern und Kratzen am Kapillitium zur Pseudoalopezie kommt, schlugen Freyschmidt‐Paul et al. die Bezeichnung Trichoteiromanie vor. Patienten und Methodik: Vier Patienten mit Trichoteiromanie werden klinisch, morphologisch und psychopathologisch weiter charakterisiert. Ergebnisse: Im Unterschied zur Trichotillomanie finden sich bei der Trichoteiromanie histopathologisch keine diagnostisch wegweisenden Veränderungen, und das Trichogramm fällt normal aus. Auffällig sind als weißliche Haarspitzen imponierende, ausgefranste Haarenden, die lichtmikroskopisch pinselartigen Haarbrüchen entsprechen. Bei allen Patienten fanden sich unterschiedliche zugrundeliegende Störungen. In allen Fällen bestand aber eine Skalpdysästhesie, die nicht auf eine spezifische dermatologische Kopfhauterkrankung zurückzuführen war. Schlußfolgerung: Während die Trichotillomanie psychopathologisch als Störung der Impulskontrolle bzw. Zwangsstörung aufgefaßt wird, handelt es sich bei der Trichoteiromanie um eine weniger einheitliche Störung. Die Kooperation mit einem Psychiater ist angezeigt, insofern als die Therapie und Prognose von der zugrundeliegenden psychopathologischen Störung und ihrer spezifischen psychotherapeutischen und pharmakologischen Behandlung abhängen.