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Bis zum Ende des Kalten Krieges war klar, was unter ‚Westen’ zu verstehen war, denn es gab einen Gegenentwurf und in globaler Perspektive auch noch die sogenannte Dritte Welt. Diese Grundüberzeugung zieht sich durch transatlantische Studien jener Zeit. In den 1990er Jahren schwindet diese Gewissheit und es beginnt die Suche nach den ideellen Grundlagen für die Zukunft des Verhältnisses. Anknüpfungspunkte dieser Debatte sind zum Beispiel die Entwicklung der Gemeinsamen Außenund Sicherheitspolitik (GASP) im Verhältnis zur NATO, das Engagement der USA auf dem Balkan oder der Beginn des Globalisierungsdiskurses. Wissenschaftliche und politische Positionen in Europa bewegen sich zwischen dem Bekenntnis zur Fortsetzung einer ‚alternativlosen‘ atlantischen Partnerschaft und einer politischen Weiterentwicklung eines integrierten Europas in Richtung eines selbstständigen globalen Akteurs, sowie der Frage, ob dies ein Widerspruch sein muss. Werner Weidenfeld forderte 1996 eine Neubestimmung der transatlantischen Agenda, die „wenn sie erfolgreich sein will, beiden Partnern nicht nur eine gemeinsame Agenda zweckrationalen Handelns liefern, sondern ihnen auch eine Neubestimmung ihrer Identitäten ermöglichen (muss), die den Partner auf der anderen Seite miteinbezieht“.1 So könnte man das Programm umschreiben, an dem Politik und Wissenschaft in Europa seither arbeiten, auch wenn sich seit Mitte der 1990er Jahre nicht nur Personen und Kontext verändert haben. Vordergründig nehmen alle jüngeren Veröffentlichungen zu transatlantischen Beziehungen 9/11 und den Irakkrieg als zentrale Bezugspunkte. Hinter der Analyse und Bewertung dieser Ereignisse steht jedoch die Frage nach der gemeinsamen Agenda und ihrer Grundlagen.

Transatlantische Beziehungen nach 9/11 und dem Krieg im Irak