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„Make or buy?“ Diese Frage wird in vielen privatwirtschaftlichen und öffentlichen Organisationen vermehrt gestellt. Nach betriebswirtschaftlicher Lesart sind Werkverträge (WV) unter finanziellen, strategisch operativen und sogar sozialen Aspekten für Unternehmen attraktiver als die ausschließliche Erledigung der anfallenden Arbeitsumfänge mit Stammbeschäftigten bzw. Leiharbeitnehmern.1 Durch die Vergabe von Werkverträgen kann sich der Betrieb in mehrfacher Hinsicht sozialer, sozialpartnerschaftlicher sowie tarifvertraglicher Verantwortung entledigen und Konflikte mit Betriebsräten und Stammbeschäftigten minimieren. Die im Folgenden präsentierten Erkenntnisse beruhen auf einer empirischen Studie,2 in deren Rahmen die quantitative Verbreitung von Werkverträgen u. a. unter Einbeziehung des IAB-Betriebspanels, Umfragen von Einzelgewerkschaften und Sonderauswertungen des Bayerischen Landesamtes für Statistik sowie des Gewerbeamtes der Stadt München analysiert wurde. Zusätzlich wurden durch mehr als 40 leitfadengestützte Interviews weitergehende qualitative Informationen u. a. über Einsatzstrategien von Werkverträgen, Beschäftigungsbedingungen bei Werkvertragsfirmen wie auch über Auswirkungen beim Werkbesteller und über eine höchst dynamische Beratungsindustrie gewonnen. Schließlich wurde eine explorative Kurzstudie3 über das Verhältnis von Entwicklungsdienstleistern und Endherstellern (OEMs: Original Equipment Manufacturers) hinzugezogen. Besonders verbreitet sind Werkverträge in der Bauindustrie, wo Großprojekte im Umfang mehrerer Hundert Millionen Euro von einem Generalunternehmer durchgeführt werden, der oft nur wenige oder keine eigenen Baufacharbeiter beschäftigt. Dem Generalunternehmer kommt die Aufgabe zu, Hunderte, zeitlich dem Bauprozess angepasste Gewerke über Subunternehmen durchzuführen und das Projekt in seiner Gesamtheit zu steuern. Verbreitung findet dieses Modell inzwischen auch in der Automobilindustrie: Im Leipziger BMW-Werk4 sind neben ca. 3.500 Stammbeschäftigten noch ca. 1.800 Leiharbeiter und 2.200 Mitarbeiter von ca. 20 Fremdfirmen in den Werkshallen tätig, wofür es u. a. als „Beste Europäische Fabrik 2013“ ausgezeichnet wurde. In der Begründung hierzu heißt es: „Pluspunkte sammelte das Werk auch durch seine integrierte und flexible Wertschöpfungskette, innovative Produktund Prozessentwicklungen sowie eine breite Mitarbeitermobilisierung mit einer vorbildlichen Leistungskultur“.5 Das Modell des „projektorientierten Unternehmens“ ist nach Meinung vieler Unternehmensberater und Manager zukunftsweisend, da es das Risiko volatiler Märkte begrenzt. Projekte sind in diesem Arrangement nicht mehr lediglich ein Anhängsel des Unternehmens, sondern bilden den „Kern des gesamten Geschäfts“.6 Die verbliebene Rumpfmannschaft verfügt vor allem über organisationale Metakompetenzen und übernimmt in erster Linie Steuerungs-, Organisationsund Kontrollaufgaben. Die Fest-

Der Betrieb als Projekthaus – Wie Werkverträge die Arbeitswelt verändern