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Obwohl ihre politikwissenschaftlichen Ursprünge noch gar nicht so lange zurückreichen – sie liegen in den 1960er Jahren – zählt die Koalitionsforschung heute zu den am intensivsten beackerten Th emenfeldern der (vergleichenden) Regierungslehre. Dies gilt sowohl in theoretischer Hinsicht, wo sich ihre Modelle durch einen hohen Grad an Formalisierung auszeichnen, als auch empirisch. Detlef Noltes1 vor zwanzig Jahren formuliertes Diktum, wonach die Koalitionstheorie am Ende sei, hat sich als voreilig erwiesen. Die Kritik bezog sich auf die bescheidene Erklärungskraft der bis dahin vorherrschenden offi ceund policybezogenen Modelle der Koalitionsbildung, die – befördert durch die neo-institutionalistische Wende der Politikwissenschaft – seither jedoch überzeugend erweitert und fortgeschrieben wurden.2 Die Koalitionsforschung avancierte auf diese Weise zu einem Th emenbereich von besonders hohem kumulativem Erkenntnisfortschritt.3 Mehr noch als die Ausstrahlungskraft des neo-institutionalistischen Paradigmas dürfte die Verbreiterung des empirischen Materials zu diesem Fortschritt beigetragen haben. Die veränderten Rahmenbedingungen des Regierens in den etablierten Demokratien und das Hinzutreten neuer demokratischer Systeme in Mittelund Osteuropa nach 1989 erwiesen sich für die politikwissenschaftliche Komparatistik gleichermaßen als professioneller Glücksfall, boten sie ihr doch Gelegenheit, die vorhandenen Koalitionstheorien zu überprüfen und weiter zu entwickeln. Insbesondere die durch die Pluralisierung der Parteienlandschaften erhöhte Gefahr einer Destabilisierung der Regierungen hat das Bewusstsein von Neuem dafür geschärft, dass jegliche demokratische Politik ihrem Wesen nach Koalitionspolitik ist. Dies gilt für das Verhältnis der Parteien untereinander genauso wie im Binnenverhältnis der innerparteilichen Flügel und Gruppierungen. Nimmt man beides zusammen, lassen sich insgesamt vier Ebenen der Koalitionsbildung und -politik unterscheiden: Erstens ist es das Ziel der Parteien, im Wettbewerb ein möglichst umfangreiches Bündnis verschiedener Wählergruppen zu bilden (elektorale Koalition). Ihr Erfolg hängt dabei – zweitens – mit davon ab, ob es gelingt, innerhalb der Partei

Koalitionsaussagen der Parteien vor Wahlen. Eine Forschungsskizze im Kontext des deutschen Regierungssystems