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Das gegenseitige Verhältnis der gallischen und germanischen Grenzstämme im Kheiiigebiet während der letzten Jahrhunderte vor Christus bildet eines der interessantesten Kapitel unserer Altertumsforschung, da es sowohl nach der geschichtlichen wie der kulturellen Seite wichtige Aufschlüsse eröffnet. Es berührt aber zugleich auch eine der schwierigsten Fragen unserer jungen Wissenschaft, da die Scheidung und Umschreibung des gallischen und des germanischen Kultureigentums in diesem Grenzgebiet noch wenig klargestellt ist. Im Vergleich mit anderen Perioden unserer Frühgeschichte bieten zwar die antiken Schriftsteller -und die erhaltenen Bodenaltertümer verliältnismässig zahlreiche Anhaltspunkte, indessen ist die Deutung dieser wie jener nicht selten zweifelhaft und umstritten. Wenn wir eine sichere Grundlage gewinnen wollen, bedürfen wir m. E. einer viel umfassenderen Sammlung und einer weit schärferen Sichtung der vorhandenen archäologischen Funde, als sie bisher geschehen ist. Für ein solches Unternehmen Anregung und Fingerzeige zu geben, ist der Hauptzweck der folgenden Zeilen. Auf die Entstehung und das Wesen der keltischen und germanischen Kultur in dieser Periode .näher einzugehen, liegt im Hinblick auf mehrere zusammenfassende neuere Arbeiten keine Veranlassung vor. Deswegen mögen einige wenige Bemerkungen namentlich zu J. Dechelettes grossartiger Leistung [Manuel d'archeologie prehistorique celtique et gallorornaine II. 3 (1914)] genügen, ein Werk, das uns erst die Möglichkeit zu eindringendem Vergleich der Forschungsergebnisse auf germanischem und gallischem Boden geschaffen hat. Leider ist der Verfasser mit so vielen anderen Opfern des letzten Krieges der Wissenschaft für ewig entrissen, so dass wir auf die in Aussicht gestellte Verknüpfung der spätgallischeii und frührömischen Kultur in Band III wohl \verden verzichten müssen. Der Mehmng Dechelettes, dass die Früh-La-Tenekultur nicht im rückständigen ligurischen Hinterlande von Massilia entstanden sein kann, neige auch ich immer mehr zu. Viel wahrscheinlicher ist ihre Heimat in Ostfrankreich und in der Umgebung des Obferund Mittelrheingebiets zu suchen, wo die rührige Hallstatt-Bevölkerimg bereits lebhafte Handelsbeziehungen mit dem vorgeschritteneren Süden pflegte. Wohl von hier aus sind in der Früh-La-Tenestufe die Kelten in die Ebene der Marne herabgestiegen, von liier aus über die Alpen nach Oberitalien und in östlicher Richtung donauabwärts gezogen, genau wie es die alte Wand er sage der Gallier bei Livius und Justin erkennen lässt (vgl. Mainzer Ztschr. II (1907) S. 16). Wenn die Münzgeschichte d$r mittleren und späteren La-Tenezeit

Gallische und germanische Stämme und Kulturen im Ober- und Mittel-Rheingebiet zur späteren La-Tènezeit