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Der Aufsatz behandelt die Frage nach dem Verhältnis von Theologie und Literatur und zeigt anhand dreier Gedichte des Lyrikers Rainer Maria Rilke (1875-1926), wie poetische Freiheit, dichterisches Können und literarische Ausdrucksmöglichkeiten die Systematische Theologie bereichern können. Das erste Gedicht mit dem Namen »Mein Bekenntnis« zeigt, wie der Dichter mit dem Genus des »Credo« ringt, wie er die Erwartung des Lesers nach Konkretion bewusst enttäuscht und wie er sich weigert, seinen Glauben in klassische und aus seiner Perspektive starre Bekenntnisformeln zu pressen. Der Grund dieser Verweigerung wird im zweiten Gedicht deutlich: Rilke fürchtet die zu ausdrückliche Benennung von religiösen Inhalten, weil er dies als Eingrenzung empfindet, und zwar nicht nur des eigenen Glaubens, sondern ebenso als Eingrenzung des Geglaubten. Dass dies keine prinzipielle Sprach- und Bekenntnisverweigerung ist, zeigt das dritte Gedicht: Hier formuliert Rilke ein Bekenntnis in eigenen Worten, dessen Sprachschönheit und Aussagekraft an diejenige der Psalmen erinnern.

»Wir steigen in die wiegenden Gerüste« – Rilkes Theologie am Rande des Christentums