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In den beiden Abhandlungen „Erscheinungen und psychische Funktionen" und „Zur Einteilung der Wissenschaften" baut Stumpf die ganze Klassifikation der wissenschaftlichen Disziplinen auf einer Unterscheidung auf, über deren Möglichkeit und philosophische Deutung gerade jetzt seit dem Aufkommen der Machschen Erkenntnistheorie ganz besonders lebhaft gestritten wird, nämlich auf der Unterscheidung zwischen „Erscheinungen" und „psychischen Funktionen". Zu den Erscheinungen rechnet er mit der neueren Psychologie nicht nur die Inhalte der Sinnesempfindungen und die Gedächtnisbilder derselben, sondern auch die räumliche Ausdehnung und Verteilung der Gesichtsund der Berührungseindrücke, „da das Quantitative dieser Empfindungsinhalte in gleicher Weise wie das Qualitative gegeben ist", ebenso die zeitliche Dauer und Folge, „obgleich inbezug auf die Zeit noch Schwierigkeiten bestehen", endlich die zwischen den Erscheinungen bestehenden Verhältnisse, da diese von uns nicht in die Erscheinungen hineingelegt, sondern darin oder daran wahrgenommen sind. So bleiben als psychische Funktionen nur die logischen Funktionen, wie Begriffsbildung, Auffassen und Urteilen, und die Gemütsund Willensbewegungen, wie Begehren und Ablehnen. An Kantischen Masstäben gemessen, liegt schon in diesen fundamentalen Definitionen, die den ganzen Bau der Stumpfschen Wissenschaftseinteilung tragen, eine Unklarheit. Die logischen Funktionen werden von der raumzeitlichen Ordnung der Empfindungsund Vorstellungsinhalte losgerissen und zu einer besonderen Klasse gerechnet. Damit wird die von Kant so scharf herausgearbeitete innere Zusammengehörigkeit der Synthesis der Apprehension, welche empirisch ist, und der Synthesis der Apperzeption, welche intellektuell und gänzlich a priori in der Kategorie enthalten ist, zerstört. „Es ist eine und dieselbe Spontaneität," sagt Kant (Kr. d. r. V. ed. Vorländer p. 162), ,.welche dort, unter dem Namen der Einbildungskraft, hier des Verstandes, Verbindung in das Mannigfaltige der Anschauung hineinbringt." „Eben dieselbe synthetische Einheit", die der notwendigen Einheit des Baumes und der äusseren sinnlichen Wahrnehmung überhaupt zu Grunde liegt, hat im Verstand ihren Sitz und ist die Kategorie der Synthesis des Gleichartigen in einer Anschauung überhaupt. Beides lässt sich nicht wie passiv Aufgenommenes und aktiv Hervorgebrachtes von einander unterscheiden. Solange man mit Kant die raumzeitliche Synthesis und die kategoriale Synthesis als Funktionen einer und derselben Spontaneität, zusammenfasst und von beiden das Erscheinungsmaterial unterscheidet, wie es abgesehen von diesen Synthesen an und für sich sein würde, bleibt deutlich, dass jene verbindenden Funktionen und dieses noch unverbundene Material nur durch eine sog. Abstraktion von einander unterschieden werden können. Denn ein Erscheinungsmaterial, das nicht mindestens zeitlich verbunden

Die Unterscheidung zwischen Erscheinungen und Funktionen als Grundlage für die Einteilung der Wissenschaften.