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Die Zeitinkonsistenzliteratur sieht in einer hohen strukturellen Arbeitslosenrate die Hauptursache für eine hohe Inflationsrate. Eine Verringerung der gleichgewichtigen Arbeitslosigkeit und der inflationären Verzerrung erfordern aber fundamentale Reformen der Arbeitsmarktinstitutionen. In diesem Beitrag wird auf ein erweitertes Barro-Gordon-Modell zurückgegriffen, in dem die Geldpolitik und der Grad der Reformen simultan bestimmt werden. Der Einfluß verschiedener geldpolitischer Regimes auf den Arbeitsmarkt hängt dabei entscheidend von der inflationären Verzerrung und dem Ausmaß seiner Internalisierung durch die Regierung ab. Arbeitsmarktreformen fallen bei diskretionärer Geldpolitik höher aus als bei Regelbindung. Denn von ihnen geht nicht nur eine positive Wirkung auf die Beschäftigung, sondern auch eine Reduktion der inflationären Verzerrung aus. Gegner einer geldpolitischen Regelbindung geben daher zu bedenken, daß eine geldpolitische Regel ein Substitut für Arbeitsmarktreformen darstellen kann. Diese führe daher außer zu einer höheren Arbeitslosigkeit auch zu einer geringeren Gesamtwohlfahrt. Diese Argumentation kann jedoch durch einen modellbasierten Vergleich der Gesamtwohlfahrt nicht gestützt werden. Danach führt eine geldpolitische Regelbindung immer zu einer höheren Gesamtwohlfahrt als eine diskretionäre Geldpolitik. Insofern als für die Rückführung der gleichgewichtigen Inflationsrate ein den Reformen überlegenes Instrument zur Verfügung steht, nämlich eine strikte geldpolitische Regelbindung, signalisiert der höhere Grad der Arbeitsmarktreformen bei Diskretion nichts anderes als lediglich einen dringenderen Reformbedarf (Overshooting).

jahrbücher für nationalökonomie und statistik

Doppelte „Dividende” oder nur doppelte „Funktion” von Arbeitsmarktreformen bei diskretionärer Geldpolitik? / Double “Dividend” or Double “Function” of Labour Market Reforms under Discretionary Monetary Policy?: Anmerkungen zum Calmfors-Modell / A Note on the Calmfors-Model