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Professor Martin Polke hat am 7. Juni in seinem achtundachtzigsten Lebensjahr seine Augen für immer geschlossen. Für die Community der Sensorik und Aktorik in Deutschland und in Europa ist dies ein bedeutender Verlust. Er war über Jahrzehnte für sie ein visionärer Leuchtturm, ein fordernder und fördernder Innovator, ein „Early Adopter“, ein engagierter Lehrer – und ein charismatischer, emphatischer Barockmensch. Im Jahr 1984, also lange bevor der Hype um „Industrie 4.0“ einsetzte, hat er öffentlich und eindringlich gemahnt, „moderne mikroelektronische Steuerungssysteme in ihrer Peripherie durch kompatible preiswerte Elemente zur Informationsaufnahme und entsprechend geeignete Aktoren zu komplettieren“. [1] Das war auf der von ihm initiierten und geleiteten 48. Physikertagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft in Münster. Sensorenwaren für ihn „die Verbindung vomMaterialfluss zum Informationsfluss“. In einem Aufsatz in der atp beklagte er 1985 [2], dass „die Entwicklung der Sensorik hinter der Informationsverarbeitung zurückgeblieben“ sei. Griffig formulierte er dort: „Der Sensor ist derjenige schwarze Kasten, der Kenntnisse über Prozessparameter und / oder Produkteigenschaften in verarbeitbare Informationen umsetzt“ – und verlangte auch eine adäquate Festlegung in den Normen, Standards und Richtlinien (was es bis heute leider nicht gibt). Und er beließ es nicht bei Mahnungen: Er schaltete sich aktiv in die einschlägigen Diskussionen in der NAMUR, der VDI/VDE Gesellschaft Messund Automatisierungstechnik und der DKEein, ja er bestimmte sie. Er bedrängte Inhaber undManager von Feldgerätefirmen, die jeweils neueste Informationstechnik in ihre Technologieentwicklungen und in ihre Produktangebote einzubeziehen. Und er initiierte Bayerinterne F+E-Projektemit beträchtlichemNutzen für die gesamte Chemieund Pharmaindustrie und für deren Zulieferer. Als Innovator, also ein mit neuen Ideen neuen Nutzen Schaffender, war er auch im bestenWortsinn ein „Early Adopter“, Vorbild für die große Zahl seiner Mitarbeiter

Visionär, Innovator, Barockmensch: ein Nachruf auf Martin Polke