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Arthur Schnitzler las Heinrich Manns Roman Der Untertan, wie in seinem Tagebuch festgehalten ist, in den Weihnachtstagen 1918. Er war so beeindruckt, daB er sein Urteil in das eine Wort zusammenfaBte: "AuBerordentlich" jedoch mit der bedauernden Einschriinkung: "mehr caricaturistisch im Detail als satirisch im groBen." 1 Dem Buch fehle zur groBen Satire die Voraussetzung, weil es in ihm "allzuviel HaB und Einseitigkeit" gebe. Ganz offensichtlich war dieses kiinstlerische Verdikt politisch motiviert, denn er hielt es fiir durchaus unwahrscheinlich, daB solche Gestalten wie Diederich HeBling "eine groBe Gestalt in ihrer Jammerlichkeit" im demokratischen Deutschland fehlen wiirden. Schnitzlers Skepsis war also in erster Linie gegen die Deutschen gerichtet, die sich doch nie iindern wiirden, in welchem System auch immer. Doch entdeckt man bei genauerem Hinsehen in Schnitzlers fiir Fairness plaidierendem Urteil auch deutliche Spuren eines nicht zu unterdriickenden promonarchistischen Vorurteils. Heinrich Mann hiitte, so Schnitzlers Uberlegung, kein antimonarchistisches Buch schreiben diirfen, solange es nicht gleichzeitig auch in Frankreich ein literarisches Werk gegen die MiBstiinde der Demokratie gab: "wo die Politik urn Poincare doch eine mindestens so scheuBliche Sache war wie die urn Wilhelm;in der immerhin eine Idee zu spiiren warvielleicht von Verfolgungswahn geniihrtwenn es W ahn war!-" (Ebd.? Am 15. 1. nannte er in einem Brief an den gemeinsamen 1Arthur Schnitzler: Tagebuch 1917-1919, Wien 1985, S. 212. 2 Auch in seinem Brief an Heinrich Mann vom 3. 1. 1919, in dem er den Untertan (damals noch Unterthan) zunachst riihmte als "kiihn im Entwurf, unerbittlich in der Durchfiihrung, von wildestem Humor und mit unvergleichlicher Kunst erziihlt", folgte auf die Feier Kritik; statt Heinrich Mann direkt und im Detail des einseitigen Antimonarchismus zu zeihen, rief er hier diplomatisch den lieben Gott zur Ordnung: "wenn der liebe Gott nur halb

Zur Bedeutung von H. Manns Untertan und F. Saltens Lueger-Essay für das Wechselverhältnis der deutschen und österreichischen Literatur