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fahren könnten für unser Fachgebiet der Psychiatrie und Psychotherapie zukünftig wichtige Optionen für eine noch bessere und individuell adaptierte Gesamtbehandlung von Patienten mit psychischen Störungen wie Depression, Angststörungen, Sucht, Schizophrenie usw. darstellen [1]. Geht man davon aus, dass eine psychiatrische Behandlung aus mindestens 5 Komponenten bestehen sollte [2], nämlich Beratung bzgl. der Lebensführung, Erlernen von Entspannungsverfahren, Durchführung von Psychoedukation, Psychotherapie und Psychopharmakotherapie, dann ist auch in der Psychiatrie eine Zeit angebrochen, in der sich die Frage nach der Integration sog. alternativer Behandlungsverfahren in eine ganzheitliche Behandlungsstrategie erneut stellt. Zu alternativen Behandlungsverfahren zählen die verschiedenen naturheilkundlichen Ansätze (pflanzliche Produkte, Vitamine, Spurenelemente etc.), Traditionelle Chinesische Medizin, Akupunktur, Yoga, Ayurveda und Homöopathie. In vielen Ländern der Erde, vor allem in Asien, werden diese Methoden im Rahmen der Naturmedizin seit Jahrhunderten mit z. T. großen Erfolgen bei psychischen Störungen angewandt, an dortigen Universitäten gelehrt und mittlerweile zunehmend – auch im westlichen Sinne – stärker sowohl neurobiologisch also auch klinisch erforscht und bzgl. ihrer Evidenz gesichert. Einen aktuellen Überblick über den Stand dieser Entwicklungen gibt das Schwerpunktheft des „Nervenarzt“ September 2018. So liegen z. B. für Yoga mittlerweile überzeugende Daten zu seiner neurobiologischen Wirkung [3], aber auch zu seiner klinischen Effektivität bei Depression, Angst, posttraumatischer Belastungsstörung und Schizophrenie [4] vor. Schon früh war der bekannte Schweizer Psychiater Christian Scharfetter (1976) [5] zu der Einsicht gekommen, dass Ayurveda mit seiner sehr alten indischen medizinischen Tradition insbesondere bei neurodegenerativen Erkrankungen eine hoffnungsvolle Ergänzung der bisherigen Behandlungsmöglichkeiten darstellen könnte. Die Effektivität von naturheilkundlichen Substanzen wie z. B. Johanniskraut, Baldrian, Lavendel, Rosenwurz und Safran ist zunehmend breit nachgewiesen; entsprechende kontrollierte Studien finden sich in den einschlägigen psychopharmakologischen Fachzeitschriften, aber auch diejenigen zum Einsatz von Vitaminen und Spurenelementen bei psychischen Störungen [6]. Auch bzgl. eines schwierigen und weiterhin recht umstrittenen Gebiets, nämlich der Homöopathie, ist es interessant, dass nach einer ganzen Reihe von offenen Studien mittlerweile randomisierte kontrollierte Studien im Vergleich zu Psychopharmaka mit homöopathischen Verfahren publiziert wurden, in denen diese bei verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen nicht als unterlegen gefunden wurden [7]. Dennoch muss bei allen den genannten alternativpsychiatrischen Methoden eine umfassende Aufklärung der Patienten – auch aufgrund der bislang nicht ausreichend gesicherten Datenlage – über die möglichen Nachteile und Nebenwirkungen, aber auch eine ethische Nutzen-RisikoAbwägung erfolgen [8]. Neben der zunehmend besseren Evidenzlage, die zugegebenermaßen weiterhin bzgl. einzelner, aber auch Augmentationsund Kombinationstherapieverfahren durch größere und detaillierte Studien auszubauen ist, gibt es weitere Überlegungen, wenn nicht gute Argumente, alternativmedizinische Ansätze in der Psychiatrie zu integrieren bzw. zumindest additiv auszuprobieren. Denn nach der hier vertretenden Position sollten alternativmedizinische Ansätze bei der gegenwärtigen Datenlage niemals monotherapeutisch angewandt, sondern nur augmentativ zu der etablierten Leitlinienbehandlung zusätzlich angewandt werden. Das Risiko, dass dann gut charakterisierte Substanzen bzw. Verfahren eher schaden, auch angesichts ihrer vielfach unterstellten „Harmlosigkeit“, dürfte gering sein, aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie im Sinne eines „Sowohl-alsauch“ eher nützen, ist dann relativ groß. Folgt man eher der Haltung „alles was hilft, ist gut“, wird man dann auch damit sinnvolle, zunehmend evidenzund erfahrungsbasierte Anwendungsund Kombinationsmöglichkeiten für die Behandlung unserer psychiatrischen Patienten finden. Der Trend in unseren Kliniken ist diesbezüglich unübersehbar und viele Betroffene quer durch alle Diagnosen interessieren sich im ambulanten und stationären Setting für alternativmedizinische Verfahren. Natürlich könnte man ideologisch im alten Streit „Schulvs. Alternativmedizin“ verharren, das dürfte jedoch nur den Einfluss diverser spiritueller „Geistheiler“, aber auch die Vielfalt der Angebote im Internet auf unsere Klientel verstärken, welches für diese, aber auch für unsere ärztliche Fürsorge und Verantwortungsübernahme schwierig und nachteilig ist. Folgen wir doch lieber stattdessen pragmatisch und multidisziplinär dem Weg des vorsichtigen Ausprobierens und des behutsamen Integrierens dieser Ansätze in die wirkungsvolle Kombination mit unserer Standardbehandlung. Natürlich lässt sich fragen, ob das nur dem Zeitgeist geschuldet ist. Tatsache ist jedoch, dass sich auch unser Fachgebiet in alle Richtungen weiterentwickelt, auch in diese, und daher sollte man m. E. mit kritischer Grundhaltung alle potenziell vielversprechenden Behandlungsmöglichkeiten für ihren Einsatz bei unseren Patienten prüfen, Erfahrungen sammeln und, wenn gut und vielversprechend, auch an größeren Patientengruppen, seien sie stationär oder ambulant, seien sie akut schwer oder eher leichter bzw. chronisch erkrankt, anwenden. Zumal unsere bisherigen „schulmedizinischen“ Verfahren Haben alternativmedizinische Behandlungsverfahren einen Platz in Psychiatrie und Psychotherapie? – Pro Debatte: Pro & Kontra