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Im Zuge der Finanzkrise und des ihr vorausgegangenen Anstiegs der Privatverschuldung hat sich in den Sozialwissenschaften die Einschätzung verbreitet, dass private Kredite vielerorts zu einem zentralen Bestandteil wohlfahrtsstaatlicher Arrangements geworden sind. Deutschland hingegen gilt in der Forschung aufgrund eines hohen Niveaus sozialer Leistungen und einer umfassenden Sparförderung als Gegenpol einer auf Verschuldung beruhenden Finanzialisierung des alltäglichen Lebens. Dieser Beitrag vertritt die These, dass auch in Deutschland der Aufstieg kreditbasierter Sozialpolitik zu beobachten ist. Dies zeigt sich sowohl in der graduellen Erosion der Sparförderung als auch in der Ausweitung von quasistaatlichen Kreditprogrammen vor dem Hintergrund des Rück- und Umbaus des Sozialstaats seit Mitte der 1970er Jahre. Am deutlichsten zeigt sich die Logik der Finanzialisierung in der Bedeutungszunahme von Finanzinstitutionen im Bereich der Daseinsvorsorge. Diese Entwicklung stellt Forschung und Praxis vor neue Herausforderungen.

Sparst Du noch oder leihst Du schon? Der Aufstieg kreditbasierter Sozialpolitik in Deutschland