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Der Artikel basiert auf einer ethnographischen Untersuchung mündlicher Gerichtsverhandlungen, die zuvor abgelehnte Asylanträge zum Gegenstand hatten. Die rechtssoziologische Analyse blickt auf die Möglichkeiten und Bedingungen effektiver Artikulation und Rechtsdurchsetzung seitens der Asylsuchenden in der Verhandlungsinteraktion. Die konkreten Handlungsmöglichkeiten der Klägerinnen in den Interaktionen werden im Spannungsfeld zwischen institutionellen Vorgaben und interaktiv hergestellter Ordnung begriffen. Diese stellen oftmals einander widersprechende Anforderungen und verstricken die Klägerinnen so auf spezifische Weise in das Verhandlungsgeschehen. Um die Möglichkeiten der Rechtsdurchsetzung in der Verhandlungsinteraktion zu untersuchen, werden Subjektivierungsweisen der Klägerinnen betrachtet. Hier genügt es nicht, bei einem Abgleich normativer Vorgaben und deren „Wirklichkeit “ stehenzubleiben, vielmehr muss die produktive Dimension der untersuchten Praxis ernst genommen werden. Ah eine dem Recht entnommene aber soziologisch gewendete Leitkategorie fungiert die Figur des (autonomen) Rechtssubjekts. An ihr können die Ambivalenzen und Paradoxien, die das Verhandlungsgeschehen für die Klägerinnen mit sich bringt, verdeutlicht werden: Die Klägerinnen werden zu rechtlichen Subjekten und erfahren gerade dadurch einen Ausschluss. Die Figur des autonomen Rechtssubjekts stellt auch den Ausgangspunkt für ein mögliches Aufbrechen der Vefahrensordnung dar. Diese entmächtigt in ihrer gegenwärtigen Form letztlich die Asylsuchenden. Die Verfahrensordnung weist aber Bruchstellen auf, die zum Anlass genommen werden können, Widerständigkeiten der betroffenen Subjekte zu denken.

zeitschrift für rechtssoziologie

Ambivalente Rechtssubjektivität. Zur Position Asylsuchender in der gerichtlichen Interaktion / Ambivalent legal subjectivity. The Position of asylum seekers in court interaction